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Linz/Sachsen. Der Gründer und langjährige Vorsitzende des Nabu-Regionalverbands Großenhainer
Pflege, Lutz Runge, ist am 27. April im Alter von 73 Jahren nach längerer Krankheit verstorben. In
einem vom Nabu Sachsen veröffentlichten Nachruf heißt es, dass der Linzer sich mit "nie
ermüdendem Enthusiasmus und Idealismus für die Lebensräume gefährdeter Arten" einsetzte. Der
Landesverband des Naturschutzbundes wolle in seinem Sinne sein Lebenswerk fortführen.
1992 gründete Runge als begeisterter Naturschützer den Regionalverband Großenhainer Pflege mit.
Er war von Anfang an bis 2018 dessen Vorsitzender. Ihm sei es mitzuverdanken, dass bereits zum
20-jährigen Bestehen der Nabu-Gruppe rund 200 Hektar wertvolle Flächen in der Region für die
Natur dauerhaft gesichert werden konnten. Auch Gebiete am Linzer Wasser, in denen sich
Laubfrösche, Knoblauchkröten und Kammmolche ungestört vermehren können, gehören dazu.
Ob für Kulturfolger wie Schwalben und Fledermäuse, Verlierer wie Bodenbrüter und Lurche,
Rückkehrer wie die Wölfe oder seltene Pflanzenarten wie das Schwimmende Froschkraut –
unermüdlich war Lutz Runge jeden Tag für den Schutz der Vielfalt unterwegs. Er organisierte,
vermittelte, packte an, fotografierte und steckte mit seiner Begeisterung viele Menschen an.
Große Unterstützung fand er dabei durch seine Frau Kathlen Runge, die ihm bei vielen
Naturschutzvorhaben zur Seite stand. Letztendlich waren die zahlreichen Projekte ihrer beider
Lebenswerk. Mit seiner Nabu-Gruppe kümmerte sich Lutz Runge beispielsweise um die
naturschutzgerechte Wiesenmahd, um Weinterrassen an der Elbe, Moore entlang der A13,
Wildbrücken, stellte mehrere Kleingewässer wieder her, wirkte bei Monitorings und der
Stellungnahmentätigkeit des Nabu Sachsen mit, betreute die Weißstörche in der Region und
organisierte Fledermausnächte.
Mehrfach richtete er mit dem Nabu Großenhainer Pflege das Lausitztreffen aus, eine
traditionsreiche Veranstaltung. 2005 schloss er sich der Nabu-Arbeitsgruppe Pro Wolf an. „Wo der
Wolf lebt, lebt der Wald“, so sagte er damals. Für sein Engagement wurde seine Nabu-Gruppe 2003
mit dem Feldschlößchen Naturschutzpreis geehrt, und 2012 würdigte ihn der Nabu Sachsen mit der
Ehrennadel in Silber. (SZ/krü)
Sächsische Zeitung Lokalteil Großenhain
24.05.2023
Riesa. Das Thema Baumschutz scheint in Riesa unter keinem guten Stern zu stehen. Zumindest
stadtpolitisch gesehen. Erst im Sommer 2022 hatten sich die Stadträte nach zähen Diskussionen und
Einberufung einer gesonderten Arbeitsgruppe auf ein neues Regelwerk dazu geeinigt. Die damals
beschlossene Gehölzschutzsatzung gilt inzwischen.
Das Landratsamt hatte jedoch schon im Herbst vorigen Jahres aus rechtlich-fachlichen Gründen
Überarbeitungsbedarf in einigen Details gesehen, sodass die Satzung wieder in den Stadtrat musste.
Eigentlich eine Formalie, um die Hinweise der Behörde per Beschluss einzuarbeiten.
Stadt ist im Verzug
Bei den Fraktionen CDU und Unternehmen Riesa nahm man das Ganze jedoch zum Anlass, noch
einmal Änderungswünsche an dem Regelwerk anzubringen – abseits der Punkte, die das
Landratsamt geändert sehen will. So wolle man der Stadtverwaltung Spielräume geben, zu
entscheiden, ob bei absterbenden Bäumen eine Geldzahlung als Ersatz ausreichend ist. Zudem
wollen die Antragsteller Private und Gewerbetreibende gleich behandelt sehen, was den
Stammdurchmesser für Ersatzpflanzungen angeht. Aktuell gibt es einen Unterschied von zwei
Zentimetern.
OB Marco Müller (CDU) meldete Bedenken an, wenn der Verwaltung solche
Ermessensentscheidungen eingeräumt werden. Das öffne unnötigen Diskussionen Tür und Tor. Die
Ungleichbehandlung zwischen Privaten und Gewerbetreibenden sei zudem Konsens in der extra
einberufenen Arbeitsgruppe gewesen, in der die Satzung im Vorjahr abgestimmt worden sei, so
Müller.
Letztlich wurde die Satzungsänderung noch einmal vertagt; sie soll voraussichtlich im nächsten
Stadtrat am 5. Juli wieder auf die Tagesordnung kommen. Bis dahin sollen die
Änderungsvorschläge noch einmal geprüft werden. Im Verzug scheint Riesa bei den Baumschutz-
Regeln ohnehin: Das Landratsamt hatte derweil angemahnt, dass die Stadt die Satzung bis Ende
2022 überarbeitet. (SZ)
Sächsische Zeitung Lokalteil Riesa
24.05.2023
Von Catharina Karlshaus
Großenhain. Inzwischen müsste es in der Dresdner Staatskanzlei vorliegen. Ein vierseitiges
Schreiben des Großenhainer Stadtrates, in welchem die gewählten Bürgervertreter den Standpunkt
ihres Gremiums darlegen. Nachdem seit Bekanntwerden der vermeintlichen Pläne des
Rüstungskonzerns Rheinmetall auf dem Areal des Industriegebietes Nord eine Pulverfabrik
errichten zu wollen, deutschlandweit spekuliert werde und die Röderstadt selbst über keinerlei
Informationen verfüge, sei es an der Zeit, sich zu äußern. „Im Gegensatz zu den möglichen
Entscheidungsträgern in Dresden und Berlin wohnen wir hier! Die Verunsicherung in der
Bevölkerung ist groß, wir sollten deshalb schnellstens handeln und deutlich in einem offenen Brief
Stellung beziehen“, hatte in der Aprilsitzung Axel Hackenberg (CDU) angeregt.
Großenhain war Erstschlagziel der Nato
Angesichts dessen, dass Großenhain eine geschichtliche Last mit sich herumschleppe, – bis 1993
wurde der Flugplatz von den ehemaligen sowjetischen Streitkräften unter anderem als
Sonderwaffenlager für Kernwaffen genutzt und habe deshalb zu den sogenannten Erstschlagzielen
der Nato gezählt – müsse alles getan werden, um eine neuerliche militärische Nutzung zu
verhindern. „Das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig“, mahnte damals der pensionierte
Schulleiter und erreichte breite Zustimmung bei seinen Ratskollegen.
Ein öffentliches Bekenntnis und gemeinsames politisches Signal der Großenhainer Stadtgesellschaft
welches nun vorliegt. Unterschrieben von 16 der 22 Stadträtinnen und Stadträte, adressiert an
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und versandt auch an Bundeskanzler Olaf Scholz
sowie den Wirtschaftsminister des Freistaates, Martin Dulig.
In Unkenntnis gelassen und keine Antworten
Einerseits sei man sehr froh, dass das Land Sachsen in seiner Eigenschaft als Eigentümer die gut
150 Hektar bebaubare Fläche als Industriegebiet entwickeln wolle und dafür umfangreiche
Altlastensanierungen mit hohem finanziellen Aufwand realisiere. Ein zukunftsweisendes Projekt,
für das die Verwaltung und der Stadtrat in den vergangenen Jahren alle notwendigen Arbeiten auf
kommunalpolitischer Ebene in die Wege geleitet habe.
Soweit so gut offenbar, bis Ende März die Fläche gewaltig in die Schlagzeilen geriet und seitdem
jede Woche neu laut über die Errichtung einer Pulverfabrik nachgedacht werde. Denn das Problem
für Eltern, Lehrer, Unternehmer, Händler, Vereine oder eben auch politisch Tätige: „Wir, die
gewählten Vertreterinnen und Vertreter der hier lebenden Menschen und Fürsprecher künftiger
Generationen werden darüber in völliger Unkenntnis von der Landesregierung gelassen und
bekamen auch auf mehrere Nachfragen keinerlei Antworten“, heißt es im Brief.
Neuerliche Demonstrationen und Proteste möglich
Die Verfahrensweise und der Kommunikationsstil seien für die Räte unverständlich und
inakzeptabel. Die Großenhainer fühlten sich von der Landespolitik im Stich gelassen und nicht ernst
genommen. „Wir wollen keine Produktion von Rüstungsindustrie in Großenhain haben. Die
historischen Erfahrungen zweier Weltkriege und die Nutzung des 1913/14 errichteten Flugplatzes
als Militärflugplatz bis 1993 haben die Menschen in der Stadt und in der Region tief geprägt und
ihre ganz eigenen Erfahrungen machen lassen.“
Angesichts der Gefahr einer Ausweitung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine, die
möglicherweise weitere militärische Eskalationen weltweit nach sich ziehen könnten, befürchten
die Großenhainer selbst zur Zielscheibe zu werden. Sie hätten nach Auffassung der Stadträte Angst
davor, dass eine derartige Industrieansiedlung die Menschen und die Stadt unkalkulierbaren
Gefahren aussetze. 1993 hätten die Röderstädter und Bewohner der Region mit einer großen
Menschenkette gegen eine weitere militärische Nutzung des Flugplatzes demonstriert. Neuerliche
Proteste, die momentan nicht ausgeschlossen wären.
Sichere Arbeitsplätze und große Ängste
Während sich in den sozialen Netzwerken auch unmissverständlich für den Bau einer solchen
Fabrik zugunsten von sicheren Arbeitsplätzen und der Zahlung etwaiger hoher Steuergelder an die
Kommune ausgesprochen wird, schreiben die unterzeichnenden Stadträte von einer anderen
Stimmungslage. „Die Großenhainer freuen sich auf eine zivile und zukunftsgerichtete
Industrieansiedlung im Industriegebiet ‚Großenhain Nord‘, die jungen Menschen eine Perspektive
bietet“, können die Herren Kretschmer, Scholz und Dulig da schwarz auf weiß lesen.
Großenhain solle stattdessen eine Stadt sein und bleiben, in der Familien sorgenfrei arbeiten und
leben können und – wollen. Die Errichtung einer Rüstungsfabrik, welcher Art auch immer, wäre aus
Sicht der Räte politisch extrem problematisch, unsensibel, falsch und zum Nachteil für die
städtische Entwicklung. Aus diesem Grund appellieren die Ehrenamtler abschließend an Sachsens
Ministerpräsidenten, die Menschen in Großenhain nicht allein zu lassen und sich nicht vor den
Bedenken zu verschließen.
Ängste, denen Oberbürgermeister Sven Mißbach – wie bereits in den letzten zwei Monaten – nichts
entgegensetzen kann. Nach dem ersten Gespräch mit dem neuen Flächenbeauftragten, Dirk
Diedrichs am 5. Mai, gebe es Stand Mittwoch dieser Woche keine neuen Informationen.
Sächsische Zeitung Lokalteil Großenhain
24.05.2023
Sächsische Binnenhäfen Oberelbe – BÜNDNISGRÜNE: Güterverlagerung auf die Schiene in den Fokus stellen
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